von René de Obaldia, Regie: Dawn Anne Dister >>

Mitwirkende
Der Verstorbene   Lukas Hölldorfer>>
Madame de Klamm   Gertrud Staudacher>>
Julia   Dawn Anne Dister>>
Der Großwesir   Lukas Hölldorfer>>
Der König   Eckard Schulz>>
Hormone   Lorenz Konther>>
Hortense   Barbara Hintzen>>
Eduard und Agrippina   Lukas Hölldorfer>>
Eduard   Werner Peuker>>
Agrippina   Gertrud Staudacher>>
Der Rocker   Günter Walburg>>
 

Technik
Plakat   Dawn Anne Dister>>
Kostüme   Regine Schulz>>
Masken   Roswitha Behr>>
Beleuchtung und Ton   Manfred Hüskes>>
Souffleuse   Ilse Benninger>>
 

Rene de Obaldia: Geboren in Hongkong, lebt jetzt in Paris, Französischer Romancier und Dramatiker. Vertreter des kleinen, absurden Stückes, vor allem auch des poetisch-surrealen Dramas und des "schwarzen Humors".

Die Impromptus und ihre Hintergründe:

Wenn ein Kind die Lust verspürt, einmal König zu sein, dann genügt es zu sagen "Ich bin der König", und schon ist die Wandlung vollzogen. Dem kindlichen Geist fallt es nicht schwer, die äußere Wirklichkeit durch die erträumte Wirklichkeit zu ersetzen. Und wie wichtig es für die Entfaltung eines Menschen ist, diese Wunschbilder heraufzubeschwören, um sie zu bewältigen, hat uns die Wissenschaft der Psychologie schon längst gelehrt. Wie steht es aber mit dem erwachsenen Menschen? Er wagt es nicht, seine Wunschträume offen heraufzubeschwören. -- Möchte er gern ein Machthaber oder ein heroischer Liebhaber sein, oder wäre eine Frau gern ein faszinierendes Wesen mit einem Supermann zum Gefährten? -- Nein, die heimlichen Träume des Erwachsenen bleiben eben verborgen.

Dieser Zustand behagt unserm Autor allerdings nicht. Er fände es "wunderbar", wenn gelegentlich durch die "Ironie eines Wundertäters" diese Traum-ldeale zur Wirklichkeit werden könnten. Da er auf der Bühne das Universum so gestalten kann, wie es ihm beliebt, ohne auf das An-Sich der realen Welt Rücksicht zu nehmen, so läßt er in diesen Stücken seine Figuren Möglichkeiten erproben, Wunschträume durchspielen, indem sie Rollen mit mehr oder weniger Ernst improvisieren.

Eine herrliche Befreiung! Freilich nur im Theater!
Alle drei Szenen beginnen in der äußeren Wirklichkeit, steigen allmählich in den Bereich der Wunschträume und Phantasie, um am Ende in den nüchternen Alltag zurückzukehren.


Der Verstorbene (1957):
Wie grausam ist das Schicksal des Weibes, bedrängt von den Umständen des Alltags und vollends abhängig von dem Manne, der dieses Leben regiert! Ist es denn verwunderlich, daß alle Frauen ein Ungeheuer (namens Victor) in ihrem Herzen nähren, das abscheulich und ungemein begehrenswert zugleich ist?
Wenn die Frauen nicht ,manchmal von dem schrecklichen Alltag Urlaub nähmen "Kinder mahnen, Rindfleisch kauen, Illustrierte blättern", um in ihren Wunschträumen zu schwelgen, könnten sie gar nicht existieren.
Wenn man manches Tete-a-tete zwischen zwei Frauen im Cafe durchleuchten würde, ist es doch denkbar, daß man sie auch über Victor sprechen hörte,

Der Großwesir (1961):
In diesem Stück spielen Artur, Ernest und Hortense Rollen, die scheinbar weit außerhalb ihres realen Lebens liegen. Dennoch verstricken sie sich, teils bewußt, teils unbewußt, in genau die gleichen Beziehungen wie in ihrem Alltag, Die Ebenen wechseln so oft, daß manchmal sogar im Spiel ernstgemacht wird. Im Laufe des Geschehens streifen sie die "wahren" Tiefen ihres Wesens und steigern sich gelegentlich zu lyrischen Höhen Artur als Tyrann, Ernest als der Liebhaber par excellence. Man könnte auch die Rollen vertauschen, aber "Das wird keine Abwechslung bringen", denn " Alles wiederholt sich". "Wie unwichtig ist das alles . . . ., meint schließlich Artur.

Eduard und Agrippina (1960):
Wenn man jahrzehntelang mit einem langweiligen Bücherwurm verheiratet ist, was sollte man tun, als zu versuchen, sich die aufregende Außenwelt, wie sie in der Zeitung dargestellt wird, vorzustellen, von ihr zu träumen; sich sogar in die eine oder andere gruselige Situation hineinzuversetzen7

Die heutige Jugend -- zum Beispiel -- ist der Kinderschreck der älteren Leute. "Heutzutage gibt man den Kindern alle Rechte" . . ."Jedes Muttersöhnchen ist imstande, dich kalt zumachen, nur um vor den Mädchen zu renommieren!" Der Gedanke daran gibt einen angenehmen Kitzel. Wenn aber aus der Vorstellung Ernst wird? Was dann? So ein Rocker lebt schließlich auch von Wunschträumen!

Obaldia schrieb diese Stücke teils aus einer Laune heraus oder ganz einfach, weil jener Tag so sehr den andern glich, daß es höchste Zeit wurde, ihn schon im Morgengrauen mit einem Eselsohr zu versehen, wie man es bisweilen mit einer Buchseite tut. Deshalb ist alles, was in diesen drei Stücken gespielt wird, nicht ernst zu nehmen . . . "Das Publikum soll spüren, daß wir uns selbst amüsieren, verstehst du? "


D.A.D.