von Edward Bond, Regie: Dawn Anne Dister >> |
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Die See„Colin – ’Ein Geist, der auf der See herumspukt.Bis auch sie geht. Auch die See muss verschwinden, irgendwann.’“ Bonds pessimistische Sicht unserer Welt und erst recht der menschlichen Gesellschaft äußert sich in diesem Stück wie in allen vorangegangenen – wenn auch nicht mit der übersteigerten Brutalität seines “Lear“. Dennoch beherrscht Gewalt in ihren vielen Facetten die Handlung und verbindet die Menschen und ihre Schicksale. Als Symbol unserer Gesellschaft dient ein kleines englisches Küstenstädtchen, dessen Enge kaum einer entrinnen kann. Als Symbol für die Macht dieser Gesellschaftsordnung, die auf Gewalt – seelischer, wirtschaftlicher und körperlicher – über die Menschen beruht, steht die reiche und autoritäre Mrs Rafi. Sie hat sich dieses Image um des Überlebenswillens zugelegt, muss aber schließlich erkennen, dass dies keine glückliche Lösung ist. Eine andere Figur, die, wie Bond, die erstickende Enge unserer Gesellschaftsordnung durchschaut ist Evans, der sich aus ihr ausklinkt und am Rande lebt. Er macht sich die Gedanken, die wohl Bond zu seinen Stücken bewegt hat. Für ihn ist das Universum ein Kreislauf von Zerstörung und Neubeginn, geleitet durch die Weisheit eins Rattenfängers. Evans ist es, der dem jungen Willy Carson empfiehlt, die beengende Stadt zu verlassen und bereit zu sein, die Welt zu verändern und in einen humaneren Ort zu verwandeln. Was aus einem Menschen werden kann, wenn er die Enge und Grausamkeit nicht durchschauen kann und deren Unterdrückung als Folter erleben muss, wird in der Figur des Tuchhändlers sichtbar. Durch Mrs Rafis brutale Behandlung wird er seelisch gebrochen und in den Wahnsinn getrieben. Bond nennt sein Stück eine Komödie und komische Momente sind schon vorhanden. Sie grenzen allerdings ans Groteske, etwa wenn Mrs Rafi als Orpheus ins Totenreich steigt, unterstützt durch mehrere junge Frauen, die sie in ihren mythologischen Anklängen an die Tragödie, die die jungen Leute in Wirklichkeit getroffen hat, mutet halb komisch, halb tragisch an. Die Handlung Bei einem Sturm an der Ostküste Englands kentern Willy Carson und sein Freund Colin. Willy rettet sich ans Ufer, kann aber seinen Freund nicht vor dem Ertrinken bewahren. Der Außenseiter Evans, der am Strand lebt, ist zu betrunken, um zu helfen; der Tuchhändler Hatch weigert sich, da er in den jungen Männern Aliens sieht, die England überfallen wollen. Willy freundet sich nach und nach mit Rose an, die Colin hätte heiraten sollen. Zusammen entfliehen sie der betrückenden Enge des Kleinstädtchens als Hoffnungsträger für eine bessere Welt. Anne Dawn Dister | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||